Roboterschiffe- die Zukunft der Weltmeere?

Bisher fahren die elektronisch angetriebenen Roboterschiffe nur in der Computersimulation, doch nach den Nutzfahrzeugherstellern will sich auch die Schifffahrtsbranche einen Computer als Kapitän an Bord ihrer Schiffe holen. Rolls-Royce, Hersteller von Schiffsmotoren und Flugzeugtriebwerken, stellte bereits vor einigen Monaten ein Konzept für diese Art von Schiffssteuerung vor: Die Crew überwacht die Fahrt des Containerschiffs von Land aus, während das Schiff ganz ohne Besatzung mehrere Tage lang über die Meere fährt.

Eine sparsame Alternative?

Das Verzichten auf sämtliche Besatzung an Bord würde zu einer Gewichtseinsparung führen, die einen positiven Nebeneffekt mit sich zieht. Es können zwischen 5 und 15 Prozent Treibstoff eingespart werden. Nicht nur die Kosten für Treibstoff, auch die Bezahlung der Crew würde wegfallen.

Da jede Arbeitsstunde der Crew bezahlt werden muss, lassen die Reeder ihre Schiffe lieber etwas schneller fahren. Wenn das Konzept von Rolls-Royce Anwendung finden würde, könnten die Schiffe auf Grund der fehlenden Besatzung langsamer fahren, und würden so, laut Experten, enorm viel Treibstoff einsparen. Bis es dazu kommen wird, müssen jedoch erst noch wartungsarme Antriebe entwickelt werden. Die Schiffsmotoren werden derzeit mit Schweröl betrieben. Dies erfordert eine ständige Überwachung der Crew, um schnelle Ausfälle zu vermeiden.

Zukunftsmusik

Bisher existiert das Konzept nur als virtuelle Computersimulation. Der Rollys-Royce Manager zeigt sich jedoch ehrgeizig und gibt die Prognose ab, es werde noch 10 bis 15 Jahre dauern, bis die vollständig automatisierten und computergesteuerten Schiffe die Weltmeere erobern werden.

Das Projekt “Maritime Unmanned Navigation through Intelligence in Networks” (MUNIN) wird mit 3,8 Millionen Euro von der EU gefördert und arbeitet ebenfalls am autonomen Schiffsbetrieb. Laut diesem Konzept sollen die Schiffe nur auf hoher See per Computer gesteuert werden. Sie müssen selbst ihren Kurs entscheiden und auch anderen Schiffen oder Hindernissen selbständig ausweichen können. Um das Schiff sicher in den Hafen zu manövrieren, soll jedoch weiterhin die Besatzung per Zubringer an Bord kommen.

Eine weitere Idee, der aus Norwegen stammenden Klassifikationsgesellschaft DNV GL, ist es, einen etwas ungewöhnlicheren Treibstoff einzusetzen. Das Roboterschiff soll mit Batteriestrom angetrieben werden. Der dafür benötigte große Akku soll drei Megawatt stark sein. Dieser Schiffs-Treibstoff würde allerdings nur bei Schiffen mit Frachtverkehr an der Küste entlang eingesetzt werden. Das Risiko, die Schiffe im offenen Meer fahren zu lassen, wäre zu hoch, da der vollgeladene Akku nur für 100 Seemeilen reichen würde, das sind etwa 185 Kilometer. Im Anschluss muss der Akku wieder vier Stunden lang aufgeladen werden.

Der erste Prototyp

Seit diesem Frühjahr arbeiten Forscher an einem drei Meter langem Prototypen in Norwegen. Heißen soll das Schiff „ReVolt“ und es soll 60 Meter lang und 14,5 Meter breit sein. Der Laderaum des Frachtschiffes soll etwa 100 Container in Standardgröße fassen können. Die Forscher der DNV GL haben es zum Ziel, ein sowohl umweltfreundlicheres, als auch deutlich günstigeres Frachtschiff zu erbauen. Wenn man die Kosten über 30 Jahre rechnet, würden die Betriebskosten der ReVolt um 34 Millionen Dollar unter dem Durchschnitt für ein Schiff mit Dieselantrieb liegen.

Ob und wann die ReVolt in diesem Maßstab gebaut werden soll, steht bisher noch in den Sternen. Die Forscher sind jedoch der Meinung, mit den heutigen Technologien sei es bereits möglich, dass Schiff zu bauen und auch betreiben zu können.

Maja Klein

Maja Klein hat Medien- und Kommunikationsmanagement im Bachelor und anschließend International Management im Master studiert. Sie interessiert sie sich für Themen und Innovationen rund um die Logistik.